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Auch Möser lehnt Kita-Übertragung ab

20.09.2012

Kita-Übertragung: nach der Entscheidung leerte sich der Saal

Schon lange war eine Ortschaftsratssitzung in Möser nicht mehr so gut besucht, wie die am 19. September im Landhaus. Selbst Bürgermeister Michael Bremer konnte sein Erstaunen ob der vielen Gäste nicht unterdrücken: "So voll war es ja schon lange nicht mehr", sagte er bei der Begrüßung.
Klar war, dass fast alle Gäste nur deshalb gekommen waren, um zu erfahren, wie sich die Räte bei der Abstimmung  zur  Übertragung der Kitas "Piratenclub" und "Regenbogen" in eine freie Trägerschaft verhalten. Um es vorwegzunehmen: Wenn es nach dem Willen der Ortschaftsräte geht, gibt es keine Übertragung. Es soll alles bleiben, wie es ist. Als diese Entscheidung gefallen war, leerte sich der Raum dann auch schlagartig…
Das ist ein demokratische Entscheidung, die zu akzeptieren ist. Dennoch bleiben Fragezeichen.
Zum Beispiel: Warum wird (auch in der Debatte in Möser)  ständig behauptet, dass die Verwaltung meint, die Erzieherinnen und Erzieher würden schlechte Arbeit leisten. Wer die monatelangen Debatten und Diskussionen aufmerksam verfolgt hat, kommt nicht umhin, zuzugeben, dass dies weder von der Verwaltung noch der Arbeitsgruppe als Argument benutzt wurde. Es hieß immer: Die Gemeinde ist, anders als ein freier Träger, eben nicht so gut in der Lage, zu entscheiden, was ist pädagogisch gut für die Kinder und was nicht.  "Das", so ein Mitglied der Verwaltung, "ist doch etwas ganz anderes."

Die Gemeinde hat kein pädagogisches Konzept – ein freier Träger schon

Weil er sich befangen fühlte, nahm Ortsbürgermeister Michael Bremer an der Diskussion und der Abstimmung nicht teil Verwunderlich auch, dass in allen Diskussionen nie berücksichtigt wurde, welche Anforderungen die Verwaltung bereits im Vorfeld an einen möglichen freien Träger gestellt hat – unabhängig vom pädagogischen Konzept – gerade in Personalfragen: Erhalt des Tarifgehaltes über einen langen Zeitraum, Absicherung der Sozialleistungen, und, und, und... Allein diese Forderungen haben manchen Träger abgeschreckt, denn es wäre zu sozialen Ungerechtigkeiten gegenüber anderen Mitarbeitern gekommen. Hier ist die Frage zu stellen, wie weit die Gemeinde noch hätte gehen sollen. Und, es gilt zu bedenken, warum diese Absicherungen letztendlich für viele scheinbar wichtiger waren als pädagogische Argumente.
Deshalb sollte auch nicht vergessen werden, dass zum Beispiel in Körbelitz, Ortschaftsratsmitglieder. die in enger Beziehung zu Erzieherinnen stehen, eine Übernahme in freie Trägerschaft abgelehnt haben. Sicher, da muss kein Zusammenhang bestehen, aber da war die Entscheidung von Mörsers Ortsbürgermeister Michael Bremer besser: Er nahm weder an der Diskussion über eine  freie Trägerschaft noch an der Abstimmung teil. Seine Begründung: Ich bin befangen, da sich der Träger für den ich arbeite auch beworben hat.

Die pädagogischen Ansätze von Kunterbunt sind kunterbunt – aber wohl durchdacht

Noch etwas fiel in Möser auf: Kaum jemand scheint sich intensiv mit dem Nürnberger Träger Kunterbunt (der von allen im Falle einer Übernahme präferiert wurde) beschäftigt zu haben. Wer einmal einen Blick auf die Internetseite des gemeinnützigen Vereins geworfen hat, wird erstaunt sein, wie pädagogisch vielfältig Kunterbunt ausgerichtet ist und welche unterschiedlichen Ansätze verfolgt werden. Ein derart vielfältiger und offener Träger könnte mit Sicherheit auch eine Werbung für die Einheitsgemeinde bedeuten. Denn, die Gemeinde kann weder ein pädagogisches Konzept geschweige denn pädagogische Erfahrung (hier ist nicht die Rede von den Erzieherinnen!) vorweisen. Vielleicht sollte die ganze Diskussion einfach mal umgedreht werden: Kann eine Entscheidung für einen freien Träger nicht der "große Wurf sein", der die Kitas weiter nach vorne bringt? Wäre es nicht toll, wenn durch die Tagesstätten auch mal wieder ein frischer Wind weht? Und: Bedeutet der Wechsel in eine freie Trägerschaft nicht auch eine neue pädagogische Chance und Herausforderung für Erzieher und Leitungen?

Die letzten Monate haben gezeigt, vieles ist bei der Diskussion um einen Wechsel in freie Trägerschaft nicht optimal gelaufen. Das Rad der Zeit lässt sich nun nicht mehr zurückdrehen. Das Gebot der Fairness gebietet es aber, noch einmal zu betonen, dass weder die Arbeitsgruppe, noch die politische Verantwortlichen oder die Verwaltung etwas ändern wollten, für das es keine Notwendigkeit gibt.
Nun also ist der Gemeinderat gefordert.  Arno Djaschi, Mitglied der Arbeitsgruppe "Freie Trägerschaft" und Abgeordneter im Gemeinderat geht – trotz der bisherigen Abstimmungen – davon aus, "dass der Gemeinderat sich seiner politischen Verantwortung bewusst ist und eine Entscheidung trifft, die ausgewogen und fundiert ist. Es geht hier ausschließlich um das Wohl unserer Kinder, alles andere ist Nebensache."